LEHRER:INNENMANGEL: ÜBEREILTE ENTSCHEIDUNG – FERNAB WISSENSCHAFTLICHER ERKENNTNISSE
Die Plattform für Lehrerinnenbildung https://www.plattform-lehrerinnenbildung.net ist DIE Plattform ALLER in der LEHRERINNENBILDUNG LEHRENDEN IN ÖSTERREICH.
Beim Symposium Future Space 17 an der Universität Wien wurde am vergangenen Freitag das Thema Berufstätigkeit neben dem Studium diskutiert, die vor allem auf Grund des aktuellen Mangels an Lehrkräften verursacht wird.
In diesem Zusammenhang hat sich die Expertinnenrunde gefragt, ob und welche evidenzbasierten Studien zur offenbar geplanten Umgestaltung (Verkürzung?) des Lehramtsstudiums geführt haben. Jedenfalls ist festzuhalten, dass der aktuelle Mangel an Lehrerinnen keinesfalls dazu führen darf, die erst vor wenigen Jahren implementierten Lehramtsstudien zu einem Zeitpunkt reformieren zu wollen, zu dem auf Grund der noch jungen Laufzeit noch gar keine fundierten Evidenzen zur Wirksamkeit von Pädagog:innenbildung NEU vorliegen können.
Die Studiendauer wird durch die Berufstätigkeit beeinflusst. Das bedeutet, dass das Studium nicht in der Regeldauer abgeschlossen werden kann. Mehr als 10 Wochenarbeitsstunden haben eine deutlich längere Studiendauer zur Folge. Studierende, die bereits an Schulen unterrichten dürfen nicht zu zusätzlichen Fortbildungen an der Pädagogischen Hochschule verpflichtet werden, sondern müssen ihr Studium vorrangig abschließen können. Die Bildungsdirektionen müssen die Sorgfaltspflicht der Arbeitgeber gegenüber noch studierenden Lehrerkräften einhalten.
Das BMBWF muss eine Verlängerung der Regelstudiendauer aufgrund der Tätigkeit an der Schule ermöglichen, sodass keine Förderungen für berufstätige Studierende wegfallen, auch ein adäquates Stipendiensystem für Lehramtsstudierende sollte angedacht werden.
Unterrichtsforschung muss ermöglicht werden um robustere Daten für die Entwicklung des Schulsystems zu erlangen. Die aktuelle Datenlage in Österreich ist unbefriedigend. Insgesamt bedarf es einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Schule und Universität. Das BMBWF wünscht angewandte Praxisforschung von Studierenden, allerdings ist die Umsetzung an Schulen mit teils schwer überwindbaren Hindernissen verbunden.
Das BMBWF muss trotz Lehrerinnenmangels auf die Qualitätssicherung achten. Dies ist aber mit den derzeitigen Strategien (Stichwort: Quereinstieg, Berufsanforderungen neben dem Studium, in Aussicht genommene Studienzeitverkürzung) nicht umsetzbar. Will man eine Lehrerinnenbildung, die qualitätsvoll unsere Kinder und Jugendlichen bestens für den Arbeitsmarkt befähigt,
muss beachtet werden, dass eine Verkürzung des Studiums keine Lösung für den Lehrkräftemangel bringt, jedoch die Qualität des Studiums gefährdet,
Die Plattform für Lehrer*innenbildung steht hierfür als Ansprechperson zur Verfügung.
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Kommuniquè der Universitären Plattform für LehrerInnenbildung
zur Gründung der Plattform
Texte zur LehrerInnenbildung:
Im Folgenden finden Sie Positionstexte zur Lehrerinnenbildung in Österreich. Wir hoffen damit, inhaltliche Diskurse und gemeinsame Meinungsbildungsprozesse unter universitären LehrerInnenbildnern zu fördern.
Es würde uns freuen, wenn Sie sich an diesen Prozessen beteiligen:
Neuweg, Georg Hans (2011). Distanz und Einlassungen. Skeptische Anmerkungen zum Ideal einer „Theorie-Praxis-Integration“ in der LehrerInnenbildung. In: Erziehungswissenschaft 22 (43), S. 33 – 45.
Mayr, Johannes & Posch, Peter (2012). Lehrerbildung in Österreich: Analysen und Perspektiven. In D. Bosse, H. Dauber, E. Döring-Seipel & T. Nolle (Hrsg.), Professionelle Lehrerbildung im Spannungsfeld von Eignung, Ausbildung und beruflicher Kompetenz (S. 43-57). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.